Schwungvolle Inszenierung mit ganz großen Gefühlen löste Begeisterungsstürme aus

|   Schuljahr 10/11

Bei „Mamma mia“ und „Dancing Queen“ bebte die Bühne im Bürgerhaus

Mit Superlativen ist man im Zusammenhang mit künstlerischen Projekten durchaus vorsichtig, aber bei dieser Inszenierung ist Zurückhaltung fehl am Platz: Das war die grandioseste und mitreißendste Aufführung der Musicalgruppe der Holderbergschule, die von den Besuchern bei allen vier Auftritten mit wahren Begeisterungsstürmen gefeiert wurde. Mit ausdrucksstarker Mimik, schwungvoller Choreografie, gefühlvollen Liebesszenen, dramatischen Entwicklungen um die zarte Liebe zweier junger Menschen und humorvollen Verwicklungen um die Klärung einer seit 20 Jahren ungewissen Vaterschaftsfrage überzeugten die 25 Schüler der Klassen 9 und 10 des Wahlpflichtkurses „Musical“ das begeisterte Publikum.
Hoffnungsvoll und doch so verloren steht die junge Braut Sophie auf der Bühne im grellen Scheinwerferlicht. Vor ihrer Hochzeit will sie wissen, wer ihr Vater ist. „I have dream, a song to sing, to help me cope with everthing”, heißt es im getragenen Solo, bei dem Clara Ciliox mit gefühlvollem Timbre ihren Wunsch besang, dass sich alles zum Guten wenden und ihre Sehnsucht gestillt wird. Der große Chor, der den Refrain dann stimmgewaltig mitsingt, zeigt anschaulich, dass dieser Traum nicht nur auf der Bühne besteht, sondern überall auf der Welt geträumt wird: Der Traum vom Glück, der Liebe und dem Wunsch nach Geborgenheit. Sophies Problem ist ihr schlechtes Gewissen, wie sie ihren Freundinnen gesteht: Die Zuhörer erlebten die Unsicherheit von Sophie mit und sie leiden mit ihr, als sie Lisa (Jessica Moersdorf) und Ali (Annika Hain) gesteht, dass sie im Tagebuch der Mutter gelesen und die drei Männer, die als Väter in Frage kommen, zur Hochzeit eingeladen hat - ohne Donna etwas zu sagen. Viel Talent bewiesen Clara Ciliox (10 G1) in der Rolle der 20jährigen Tochter Sophie und Carina Ciliox (10G2) als alleinerziehender Mutter Donna, die ihrer Tochter zwar den Vater vorenthalten, aber ihren Traum von der selbstgebauten Taverne auf einer griechischen Insel wahr gemacht hatte.
Die Schüler hatten seit Herbst 2010 Szenen und Lieder aus dem Musical „Mamma Mia“ einstudiert. In einer eigenen Bearbeitung hatten sie die Handlung des Originals zwar um etliche Szenen gekürzt, doch tat dies der Geschichte keinen Abbruch. Im Gegenteil: Die Story blieb spannend, die Emotionspalette reichte vom Miträumen über das Mitleiden bis hin zum Mitfreuen. Außerdem war es die Musik von ABBA, die den Zuhörern ein ums andere Mal gefiel, wie man am Mitklatschen und gelegentlichem Mitsingen deutlich merkte.
Mitreißende Chorstücke erklangen, wie das bekannte „Money, money, money“, wobei Donna davon träumte, endlich genug Geld zu haben. Ihre Jugendfreundinnen Tanya (Hanna Hermann) und Rosie (Francesca Wolf) sind nicht nur die „Beichtschwestern“ für Donna, sie ließen auch „Super trouper“ erklingen und waren die „Dancing Queens“, bei der die Gruppe eine tolle musikalische Leistung bot. Auch optisch waren die Darsteller eine Augenweide: Tolle Kostüme im 70er Jahre Look versetzten die Zuhörer in diese Zeit der Schlaghosen und kurzen Kleidchen.
Die Ankunft von Bill (Nico Fröhnel), Harry (Jonathan Schwehn) und Sam (Maximilian Müller) bringt nicht nur Sophie, sondern auch Donna aus dem Gleichgewicht. Donna möchte ein Zusammentreffen mit ihrer Tochter verhindern. Ihre Verzweiflung wirkte echt, was der Handlung zusätzlich in Sachen Dramatik Nachdruck verlieh. Die drei Herren waren schließlich nicht auf den Kopf gefallen. Es dämmerte ihnen, warum sie zur Hochzeit bestellt wurden. Choreografisch war diese Szene eine Meisterleistung, denn die Tanzgruppe brachte zur Musik von „Voulez vous“ die Bühne zum Beben. Mitten im bunten, tänzerischen Treiben stand Sophie, die nacheinander von Sam, Harry und Bill in den Arm genommen wurde und die ihr versicherten, dass sie gerne ihre Väter seien. Endlich tat Sophie, was sie schon längst hatte tun müssen. Sie gesteht ihrem Bräutigam Sky die Misere. Doch der ansonsten so verliebte und um sie werbende Sky (überzeugend und sehr talentiert war Celine Fiehl) wird wütend und fühlt sich betrogen, weil er vermutete, dass Sophie die ganze Hochzeit nur wollte, um so ihren Vater kennen  zu lernen. Enttäuscht und verletzt wendet er sich von Sophie ab, die allein zurückbleibt. Bei der Hochzeitsfeier kommt es zu einer Überraschung und dem so ganz anderen Happy-end. Sophie und Sky heiraten nicht, sondern wollen stattdessen die Welt bereisen und das Leben genießen, während Sam seiner Donna einen Heiratsantrag macht. Die Frage der Vaterschaft bleibt zwar offen, aber das stört niemanden.
Auch wenn die ganze Truppe eine tolle schauspielerische und gesanglich einwandfreie Leistung bot, sollen hier die Protagonisten erwähnt werden: Mit großem Einfühlungsvermögen, Spielfreude und toller Mimik überzeugten Clara Ciliox als Sophie, Carina Ciliox als Donna und Celine Fiehl mit einer überragenden schauspielerischen Leistung in der schwierigen Männerrolle des Bräutigams Skys. In einer zweiten Besetzung waren Katharina Rödl als Donna, Jasmin Herzog als Sophie, Jessica Neitz als Sky, Julia Welsch und Lorena Kutschker als Donnas Freundinnen sowie Maike Okel und Lisa-Marie Birkholz als Ali und Lisa zu sehen. Ein großes Dankeschön und kräftigen Applaus erhielten Steffen Runzheimer, der die Gruppe musikalisch begleitete und alle Stücke mit ihnen einstudierte, sowie Regisseurin Gisela Bode für das geduldige Proben.

WP-Kurs Musical
Mitreißende Tanzszenen, langsame Balladen voller Gefühl und Romantik sowie stimmgewaltige Chorstücke waren musikalisch die Highlights der Musicalaufführung. Die schauspielerischen Leistungen der Schüler des WP-Kurses Musical waren großartig bis überragend. Hier schlummern verborgene Talente.