So bekamen die Jugendlichen von der Besuchertribüne aus alle wichtigen hessischen Parlamentarier und Kabinettsmitglieder zum ersten Mal live zu sehen. Eine Stunde lang verfolgten sie die inhaltliche Stellungnahme einiger Abgeordneten der Opposition zu bestimmten Punkten der Regierungserklärung. Mit Erstaunen wurde beobachtet, dass – anders als im Unterrichtsgeschehen gefordert - den Rednern nicht die ungeteilte Aufmerksamkeit galt: einige Politiker redeten miteinander, beschäftigten sich mit ihren Akten oder dem Smartphone, kamen und gingen. Die Mehrheit hörte den Rednern jedoch zu und bekundete durch Klatschen oder Zwischenrufe Zustimmung oder Ablehnung. Vor der Plenarsitzung war die Schülergruppe durch einen Powerpoint-Vortrag über die Geschichte und die Arbeit des Hessischen Landtags vorbereitend informiert worden.
Im Anschluss an die Plenarsitzung folgte das Highlight des Besuchs: ein persönliches, einstündiges Gespräch mit fünf Vertretern der Landtagsfraktionen (der SPD-Vertreter fehlte leider). Konkrete Fragen aus verschiedenen Themenbereichen waren im Unterricht vorbereitet worden und wurden nun von den Politikern beantwortet. Es gab teilweise inhaltliche Übereinstimmungen oder klare Abgrenzungen zwischen den Parteien. Immer blieben die Umgangsformen jedoch gewahrt. Angesprochen wurden die Themen „Fahrverbote für Diesel“, „der öffentliche Nahverkehr in den ländlichen Gebieten“, „Kohleausstieg 2036“ sowie „Wohnungsbaupolitik“ – ein breit gefächerter Themenbereich mit anspruchsvollen Fragen, wie den Schülern von Dr. Matthias Büger (FDP) lobend bescheinigt wurde. Die Partei „die Linke“ wurde durch die Referentin Kim Abraham vertreten, die Position von „Bündnis 90 / die Grünen“ erläuterte die Landtagsabgeordnete Mirjam Schmidt; für die AfD war ein Referent anwesend. Jörg Michael Müller (CDU) hatte das Direktmandat für den Wahlkreis Lahn-Dill I gewonnen und konnte im Gespräch konkrete Bezüge zu den ländlichen Lebensumständen der jugendlichen Zuhörer herstellen, wenn es um die schlechte Busverbindung oder die weiten Wege zwischen Wohnort und zukünftigen Ausbildungs- bzw. Studienorten ging.
Die Politiker bedankten sich abschließend für den Besuch der Schülergruppe und das damit verbundene Interesse an der Arbeit des hessischen Landtags und forderten die Jugendlichen ausdrücklich zu politischem Engagement auf. Außerdem boten sie einen Besuch an der Holderbergschule an, an dem weitere Themen diskutierte werden können. Von Seiten der Schüler wurde dieser Vorschlag positiv aufgenommen, da viele ihrer Fragen noch unbeantwortet blieben und sie sich an einigen Stellen präzisere Antworten gewünscht hätten.
Fazit: Nicht nur die Schülergruppe, auch die beiden Klassenlehrerinnen Petra Winter und Andrea Kluth bewerteten den Besuch des hessischen Landtag als sehr positiv. Die direkte Begegnung mit den politischen Entscheidungsträgern bedeutet einen großen Motivationsschub für das Politikinteresse der Jugendlichen, den zukünftigen Wählerinnen und Wählern.