Die Antworten erfolgten in verständlichem Englisch und mit viel Faktenwissen, immer nachvollziehbar für die Schüler. Ob Pariser Klimaabkommen, der Nord-Korea Konflikt oder der jüngste Hurrikan: immer konnte der amerikanische Gast eine fundierte Einschätzung aus amerikanischer Sicht geben, die unter anderem auf der täglichen Lektüre der New York Times beruht. So schätzten alle „vernünftigen Menschen“ - Deckers Einschätzung nach - den derzeitigen Präsidenten als sehr sprunghaft und alles andere als einen zuverlässigen, kompetenten Staatsmann ein. Als Optimist glaubt Prof. Decker jedoch an die Lösung des „Problems Trump“ über kurz oder lang, basierend auf den Mechanismen der amerikanischen Verfassung.
Das Phänomen Trump sei übrigens nicht auf die USA beschränkt, so Decker: auch EU-Staaten hätten Populisten, die der Bevölkerung leichte Lösungen in einer immer komplexeren, global vernetzten Welt vorgaukelten; Deutschland sei mit seinen rechtspopulistischen Parteien keine Ausnahme. Eine Schülerin sprach hier die AfD an.
Im Zeitalter der Globalisierung - von einem Schüler zutreffend als „alles ist miteinander verbunden“ definiert - sei eine Abschottung der USA widersinnig. Dies gelte auch für die geplante Mauer zu Mexiko, ein ebenfalls von Schülern angesprochener Aspekt. Einzig südamerikanische Drogen, die über Mexiko geschmuggelt würden, sollten die USA nicht erreichen können, da sie mittlerweile viel Leid, besonders über junge Bevölkerungsgruppen, gebracht hätten, eine Tatsache, die in den US Medien nicht viel Beachtung finde.
Ein besseres Verständnis der politischen Struktur der USA lieferte Deckers Hinweis auf die Bezeichnung „Vereinigte Staaten“ von Amerika, wodurch betont würde, dass es sich um eine Vereinigung weitgehend unabhängiger Staaten handele, die auf nationaler Ebene in Kernbereichen zusammenarbeiteten. Die USA seien - nach Einschätzung Deckers – zudem das einzige Land, in dem ein Staatsgefüge „von unten“ aufgebaut worden sei, durch die Zusammenarbeit und den Zusammenschluss von „Gemeinschaften“. Ein Schüler sprach hier den engen Zusammenhalt der ersten europäischen Siedler an.
Der föderale Charakter der USA führe unter anderem dazu, so Decker, dass einzelne US Staaten wie Kalifornien und US-Konzerne sich durchaus an die Abmachungen des Pariser Klimaabkommens halten wollen und somit klar Position gegen den US-Präsidenten beziehen.
Auf den Nord-Korea-Konflikt angesprochen, erläuterte der amerikanische Gast das MAD-Abschreckungssystem (MAD: „Mutually Assured Destruction“). Da Nord-Korea und die USA über Vernichtungswaffen verfügten, würde ein Erstangriff unweigerlich einen zerstörerischen Vergeltungsschlag auslösen. Dies sei beiden politischen Führungen durchaus bewusst, besonders in Erinnerung an die Atombombenangriffe auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki zum Ende des 2. Weltkriegs. Als Optimist setzt Decker auf die Möglichkeit des Dialogs zwischen beiden Regierungen, zur Entschärfung der dramatischen Lage.
Bleibt noch die Frage nach dem Interesse der Amerikaner am deutschen Wahlkampf und Prof. Deckers Wahlentscheidung. Ersteres lässt sich kurz als „langweilig“ zusammenfassen, zweiteres wird nicht verraten. Abschließend wünschten die Holderbergschüler dem hochbetagten, aber in jeder Hinsicht „fitten“ amerikanischen Gast, mit Wurzeln im nahegelegenen Sinn, eine gute Heimreise und bedankten sich mit einer Dankeskarte und einem kleinen Präsent. Auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr freuen sich bereits jetzt die Holderbergschüler, die Fachlehrerin Andrea Kluth und Prof. Hans W. Decker.