Bürgermeister-Kandidaten ließen sich von Zehntklässlern auf den Zahn fühlen

|   Schuljahr 10/11

Vor einer Woche standen Bürgermeister Götz Konrad und sein Mitbewerber um den Bürgermeister-Posten in Eschenburg, Harald Heuser, bei einer Podiumsdiskussion den Bürgern von Eschenburg Rede und Antwort. Am Montagvormittag war ihr Publikum im Mehrzweckraum mindestens eine Generation jünger, dafür aber war die 90minütige Fragerunde auch persönlicher: „Warum wollen sie eigentlich Bürgermeister werden?“, wollten die Moderatoren Clara Ciliox, Max Müller und Nick Schaffner von der 10G1 von beiden Kandidaten wissen. „Bürgermeister zu sein ist der schönste Beruf der Welt“, erklärte Götz Konrad. Man habe zwar kaum Freizeit, aber der Job sei spannend, und da er ein neugieriger Mensch sei, reize ihn die Aufgabenvielfalt. Harald Heuser bekannte, dass er sehr ehrgeizig sei und eine Herausforderung suche, die er im Amt des Bürgermeisters von Eschenburg sehe. Seine berufliche Erfahrung qualifiziere ihn für den Posten. „Ich traue mir das zu, bin ein Mannschaftsspieler. Ich kann Leute an einen Tisch bringen, um – wo nötig- Kompromisse zu schließen“. Offen und ehrlich beantworteten Konrad und Heuser den über 100 Schülern der zehnten Realschul- und Gymnasialklassen ihre im „Politik- und Wirtschaft“ Unterricht gesammelten Fragen. Die 10G1 mit Lehrerin Nicole Weber hatte beide Kandidaten zu der Informationsveranstaltung eingeladen. Live erlebten die Schüler, wie Wahlkampf hautnah abläuft.
Beim Thema „Windräder“ sei das letzte Wort noch lange nicht gesprochen, beruhigte Konrad.
Anders als bei der geplanten Aufstellung des Funkmasts in Roth werde man zunächst das Pro und Contra abwägen und einen Standort suchen, der erträglich und verträglich sei. „Wir haben in der Sache auch noch nichts entschieden“, betonte Konrad.
Auch Harald Heuser bekräftigte, dass man nicht über die Köpfe der Eschenburger entscheiden solle. Bei der Frage „ Wie stellen sie sich ihre Arbeit mit Jugendlichen in der Gemeinde zukünftig vor?“ nahm Götz Konrad die Jugendlichen auch in die Pflicht: Als Bereicherung könne er sich ein Kinder – und Jugendparlament vorstellen, was aber die Mitarbeit der jungen Leute in einem solchen Gremium voraussetze. Das offensichtlich starke Interesse der Jugendlichen an Events war auch Harald Heuser nicht entgangen, der feststellte, dass für diese Altersgruppe der Teens wohl eine Lücke in der Freizeitgestaltung bestehe.
Auch das Reizthema „Schwimmbad“ fehlte im Fragenkatalog nicht. Harald Heuser erklärte den Zuhörern das Problem der Finanzierungslücke und schlug vor, vor allem im Servicebereich und bei den Öffnungszeiten aktiv zu werden. „Eine Lady am Eingang des Bades ist kundenfreundlicher als ein Kassenautomat“, meinte er und auch ein Bademeister könne mal bei einem Rundgang zwei Worte mit den Gästen wechseln, betonte Heuser. Götz Konrad gab zu bedenken, dass die Lady im Eingangsbereich zwar nett wäre, aber leider Geld koste, das man nicht habe.
Zum Stichwort Bürgernähe befragt sprach sich Harald Heuser für ein offenes Rathaus aus, wo man auch an bestimmten Tagen den Bürgermeister ohne Termin sprechen könnte. Außerdem könnten auch Bürgerversammlungen öfters stattfinden, als die in der Gemeindeordnung vorgeschriebene Anzahl. „Die Türen im Rathaus stehen immer offen“, betonte Konrad. Der Kümmerkasten habe schon viele Probleme gelöst und auch seine Handy-Nummer sei keine Geheimsache, sondern laufe nach Dienstschluss auf dem Anrufbeantworter des Rathauses.
„Was würden sie tun, wenn sie 100.000 Euro frei zur Verfügung für die Gemeinde hätten?“, wollte Clara Ciliox von den Bewerbern wissen. Harald Heuser würde das Geld in den Haushalt fließen lasen und gucken, was finanzierbar sei.
Konrad dachte an die lange Wunschliste und meinte, dass er die Hälfte zur Schuldentilgung und die andere im Bereich Jugendarbeit anlegen würde, eventuell für eine BMX-Strecke, die ein Jugendlicher neulich erst im Kümmerkasten angefragt hätte.
Beim Thema Vandalismus an der Turnhalle im Bereich des Bolzplatzes waren sich beide Kandidaten einig: Verstärkte Kontrollen durch Ordnungsamt und Polizei können hier nur für Ruhe sorgen. „Was genau verbirgt sich hinter der Formulierung Interkommunale Zusammenarbeit?“, wurden beide Bewerber gefragt. Die Zusammenarbeit mit Nachbargemeinden – wie etwa mit Dietzhölztal - sei wichtig für Eschenburg, meinten beide Kandidaten übereinstimmend. An einem Beispiel machte Götz Konrad das Vorgehen deutlich: Eschenburg besitze ein Reinigungsgerät für den Sportplatz, das auch von anderen Kommungen genutzt werden könne. Zudem könne man von anderen Kommunen auch lernen, betonte Harald Heuser. „Wie geht die andere Gemeinde mit einem Problem um, das man auch hat? Gibt es da Sparmöglichkeiten, wenn wir es auch so machen?“, verdeutlichte Heuser.
Als Dankeschön für die Beantwortung aller Fragen und die Zeit in der heißen Wahlkampfphase überreichten Marie Sophie Friedrich und Julia Welsch noch Pralinen an die Kandidaten - als Nervennahrung bis zur Entscheidung am Sonntag.

Über 100 Schüler der zehnten Realschul- und Gymnasialklassen der Holderbergschule fühlten am Montag Bürgermeister Götz Konrad und seinem Herausforderer Harald Heuser auf den politischen Zahn. Clara Ciliox, Max Müller und Nick Schaffner (vl.) interviewten die Kandidaten Harald Heuser (2.v.l.) und Götz Konrad.